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 aktualisiert 14. Oktober 2021
 
- Artikel in Schaudichum:
  Hrsg. Roland Friedrich, Vierteljahresbildschrift, Mainleus
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Auf zum Patersberg.

von Anita Eichholz
 
Der Patersberg hat viel erlebt. In diesem Artikel beschreibt Anita Eichholz die Entwicklung des Bergkegels aus Vulkangestein von vorchristlicher bis in die Neuzeit. Auf dem Patersberg, unter einer mächtigen „Bilwitzeiche“, soll sich einst eine heidnische Kultstätte befunden haben. Der Bilwitz, hier verstanden als Schutzgeist, hauste im Geäst. Um ihn gnädig zu stimmen, mussten Opfer dargebracht werden, ob von Germanen oder Slawen, spielte keine Rolle. Zu besonderen Zeiten, etwa zur Sonnwende, verließ der Baumgeist seinen Eichenwipfel und ärgerte die Menschen, indem er manch kleinere oder größere Schäden anrichtete.

Patersberg 1

Abb.: Ansicht vom Patersberg, der die Dörfer Veitlahm und Wernstein überragt. Links das Schloss Wernstein.

Zu Anfang des 13. Jahrhunderts rief ein christliches Gebetsglöcklein zur Andacht. Heinrich von Kindsberg ließ die Kapelle am Fuße des Patersberges zur Pfarrkirche erheben, mit der Auflage wöchentlich ein bis zwei Messen abzuhalten. Erst im 15. Jahrhundert widmete man die Pfarrkirche dem Hl. Sankt Veit, einem der 14 Nothelfer, der in Franken große Verehrung genoss. (Anita Eichholz: Ich, der Kirchturm von Veitlahm, Schaudichum Nr. 10, Johanni 2016).
 
Der Bilwitz geisterte trotzdem noch umher, wobei sich sein Charakter unter dem Einfluss der christlichen Lehre wandelte. Er verlor seine Funktion als Schutzgeist, entwickelte sich in der Vorstellung der Frommen zu einem Teufel, der zu Johanni am 24. Juni sein Unwesen trieb.
 
Die Anziehungskraft des Patersberges ist bis heute geblieben, besonders zur Kirchweih wird dort gerne gefeiert. Bereits 1740 ist ein Wirtshaus der Herren von Künßberg in Veitlahm erwähnt.
 

[...]


 
Der Kulmbacher Bürger Johann Peter Apollonius Weltrich (1781-1850) machte sich neben seinen Aufgaben als königlicher Rentamtmann, einen Namen als Naturforscher. Er liebte es, hinauf zum Patersberg zu wandern um dort nach Pflanzen-versteinerungen zu suchen. Bis nach Uppsala gelangten Weltrichs fossile Fundstücke und wurden unter seinem Namen wissenschaftlich aufgenommen. Es war Weltrich, der die Idee zur Errichtung eines Aussichtsturms auf dem 528 Meter hohen Patersberg hatte. Erfolgreich überredete er honorige Kulmbacher, ihm bei der Finanzierung zu helfen. 1837 begannen die Bauarbeiten mit freiwilligen Hand- und Spanndiensten. Am 4. Oktober 1838 wurde der „Schau Dich Um“ benannte Turm feierlich eingeweiht. (Erich Olbrich, Entdecker Touren, Der Schau dich um-Turm, Bayerische Rundschau 23. August 2018).
 

[...]


 
Wie eine Illustration zu den Worten des Wanderschriftstellers Trinius wirkt die Ansichtskarte von 1907, auf der die Schneider’sche Gastwirtschaft und der Aussichtsturm „Schau dich um“ auf dem Patersberg abgebildet sind. Gut zu erkennen die Gäste, die an langen Tischen vor der Wirtschaft Platz genommen haben.
 

Patersberg 2

Abb.: Die Schneider’sche Gastwirtschaft in Veitlahm (Archiv Werner Krauß, Mainleus).


 
Metzgermeister Thomas Schneider (1793-1867) war der erste bekannte Wirt dieses Hauses gewesen. Er dürfte noch die enttäuschten Turner, die Veitlahm zu Pfingsten 1865 vom „Landvolk“ überlaufen fanden, persönlich erlebt haben. Heute findet man an der Stelle des alten Wirtshauses das Café Unger und Naturkost Unger am Patersbergweg 5 und 7. Sowohl das Café mit köstlichem Kuchen als auch der Bioladen mit seinem vielfältigen Angebot, erfreuen sich großer Beliebtheit.
 
Zur Ehrenrettung des Wanderschriftstellers Trinius muss nachgetragen werden, dass er nach dem Patersbergbesuch im Sommer 1915 dem damaligen Wernsteiner Schlossherrn Karl von Künßberg (1860-1937) selbstverständlich seine Aufwartung machte. Er nennt ihn den „kunstsinnigen Bewahrer der Burg seiner Väter“. Neben ausführlicher Beschreibung von Innen- und Außenräumen erfahren wir, dass 1911 ein Erdbeben die Burg erschütterte, so dass die südliche Umfassungsmauer von Grund auf neu aufgebaut werden musste.
 
Mit Handschlag verabschieden sich Schlossherr und Schriftsteller im Burghof. Dann begibt sich der Gast durch das Schwarzacher Tor hinunter ins Maintal. Immer wieder blickt er sich um, fasziniert von Türmen, Giebeln und dem sich vom Sommerhimmel abhebenden Gemäuer.
 

***

 
Artikel "Auf zum Patersberg" von Anita Eichholz
in der Vierteljahresbildschrift Schaudichum Nr. 30, Johanni 2021,
8. Jahrgang
,
Preis der Bildschrift 3,50 €.

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SchaudichumTurm

Abb: Der 1838 eingeweihte Aussichtsturm "Schau Dich Um" auf dem Patersberg


Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein.
Ein Leben für die Anthroposophie - Teil 4.

 

Heilen und Helfen: Das Forsthaus Wernstein als neuer Mittelpunkt.
 
In dem Alter, in dem andere in Rente gehen, begann Baron Karl Ludwig mit seiner dritten Frau Sabina im Forsthaus Wernstein ein neues Leben. Das anthroposophische Konzept von Helfen und Heilen stand jetzt im Vordergrund. Die ganzheitliche Medizin.
 
Baron Karl Ludwig leistete meditative Arbeit für sich, für andere, für die Menschen und die Landschaft. Noch bis vor einigen Jahren ging er täglich ins Schloss. Dort hatte er ein Zimmer in dem er ungestört seinen Studien nachging. Er wäre gerne Arzt geworden, vertraute er der Interviewerin an.
 
Als Imker schlug er nochmal einen neuen Weg ein, auf seine Umwelt einzuwirken. Für die Redaktion „Unkraut“ des Bayerischen Fernsehens gab er im Mai 2008 ein Interview über seine Bienen und deren Zukunft. Damals wie heute ein ungelöstes Problem. Inzwischen reduzierte Baron Karl Ludwig die Imkerei, weil er die notwendige Arbeit nicht mehr leisten konnte. Einige Bienenvölker gab er ab, einige Völker gingen ein.
 
Wenn es galt, einen wilden Bienenschwarm einzufangen, war der Baron jedoch zur Stelle. Vor bald 10 Jahren, im Mai 2011, als die Bienen anfingen zu schwärmen, war ein Schwarm der Bienenkönigin in einen Apfelbaum auf dem Weinberg unterhalb des Schlosses gefolgt. Da hing der Schwarm nun wie eine Traube in der Baumkrone. Roland Friedrich, der gerade einen Schnitzkurs vorbereitete sah das von seiner Werkstatt aus, damals noch im Unteren Schloss befindlich. Zufällig war Horst Ludwig bei ihm, ein leidenschaftlicher Imker und Vogelkenner. Er war der Sohn jenes Paul Ludwig, der 1953 mit dem Baron die Reise nach Loverendale in Holland unternahm. (Schaudichum, Michaeli 2020). Horst holte Imkerausrüstung und Leiter. Zwar konnte er mit einer Feder den Schwarm vom Ast lösen, ihn auf den Boden und zum bereit gestellten Eimer locken. Aber allmählich bemerkten beide eine rückläufige Bewegung des Völkchens. Die Königin war noch oben! Die Traube am Ast schwoll immer mehr an, da riefen sie den Baron zu Hilfe. Gekleidet in weiße Hose, mit weißem Hemd und angelegtem Kopfschutz, erklomm der damals 83jährige die Leiter und „pflückte“ den surrenden Schwarm mit dem Eimer ab.
 
Am Boden angekommen, bugsierten sie gemeinsam die summende Bienentraube vom Eimer in den Bienenkasten. Inzwischen war es dunkel geworden. Roland verschloss den Kasten mit einem Gurt und freute sich noch viele Jahre an dem prächtigen Schwarm.
 
Was dem Baron fehlt, ist gegenwärtig die Einstellung, wie wir unsere Nahrungsmittel herstellen wollen. Da ist noch viel Gedankenarbeit zu leisten.
 
Als sich die Interviewerin nach dem ersten Besuch im Januar 2020 verabschiedete, war sie frohgestimmt über das offene Gespräch und die freundliche Aufnahme im Forsthaus. Baron Karl Ludwig überreichte ihr einen 1 kg schweren Honigtopf. Seine Aufgaben auf dieser Erde seien irgendwann erfüllt, meinte er gelassen. Kontakt halten, meditieren, diese Fähigkeiten zeichneten Baron Karl Ludwig schon immer aus.
 

 
Artikel von Anita Eichholz
in der Vierteljahresbildschrift Schaudichum Nr. 28, Weihnachten 2020,
7. Jahrgang
,
Interview mit Baron Karl Ludwig von Künßberg, Teil 3, S. 9-11;
 

Preis der Bildschrift 3,50 €.


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Baron KL 21

Abb.: Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein mit 21 Jahren.


 

 
Baron KL 98

Foto: Baron Karl Ludwig von Künßberg in seinem Wohnzimmer im Forsthaus, Januar 2020.


Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein.
Ein Leben für die Anthroposophie - Teil 3.

 

Baron Karl Ludwig gehörte im Mai 1954 zu den Gründungsmitgliedern des Demeter-Bundes e.V. auf dem Dottenfelder Hof nahe Frankfurt am Main. Sechs Jahre später wurde er in den Vorstand des Forschungsringes für biologisch-dynamische Landwirtschaft gewählt. Nach einem Jahrzehnt intensiver Arbeit wagte er mit seiner zweiten Frau Christine einen Neuanfang. Baron Karl Ludwig schloss mit einer von Anthroposophen gegründeten Treuhandgesellschaft, der späteren GLS-Bank in Bochum, einen Vertrag. Mit Unterstützung dieser Bank, der Rechtsform nach einer Genossenschaftsbank, sollte in Wernstein ein Vorzeigebetrieb entstehen. Dazu gehörte die Verflechtung von land- und forstwirtschaftlichem Betrieb mit anthroposophischen Produktions- und Bildungsstätten. Zusammenhängend sollten diese Bereiche geplant und finanziert werden.
 
Voller Idealismus gründeten Karl Ludwig und Christine den Waldorfschulverein e.V. mit dem Satzungsziel, Kindergarten und Schule auf „christlicher, freier Grundlage nach der Pädagogik Rudolf Steiners“ einzurichten. Am 1. Mai 1972 wurde der Kindergarten im Fachwerkhaus „Wernstein Nr.1“ eingeweiht.
 
Die Kinder aus der Ehe mit Christine hatten große Freude in der neuen Einrichtung. Selbstverständlich stand das mit viel Eigeninitiative eingerichtete Fachwerkhaus auch Kindern aus den umliegenden Gemeinden offen. Später kamen Waldorfschüler aus Frankfurt, Stuttgart, Mannheim und Kassel, jeweils für 14 Tage, um im Betrieb zu lernen. Sie erhielten theoretischen Unterricht in der Ökonomieküche im Unteren Schloss und praktischen im Wald, in Obst- und Gemüsegarten, im Kuhstall und beim Brotbacken. Es war damals gar nicht so einfach, Betriebe wie Wernstein zu finden, die so ein Praktikum in biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise in den verschiedenen Gewerken ermöglichen konnten.
 
Ein bedeutendes Dokument: Das Gästebuch von 1949
 
Wernstein war immer schon ein gesellschaftlicher Mittelpunkt, ablesbar auch am Gästebuch des Barons Karl Ludwig, ein Geschenk zu seiner Hochzeit 1949 mit Inge Kempff. Die Eintragungen beginnen mit den Feierlichkeiten am 20. April in Thurnau, wo sich die Hochzeitsgesellschaft im Schlosshof fotografieren ließ. In den folgenden Jahren gab Schwiegervater Wilhelm Kempff herrliche Konzerte in Wernstein, zu den Taufen seiner Enkel Felix, Florestan und Myriam aber auch zu vielen anderen Gelegenheiten. Mit seiner schwungvollen Handschrift hielt Kempff jeweils das Programm im Gästebuch fest. Zur Taufe von Sohn Felix am 5. März 1950 trugen sich seine vier Urgroßmütter ein: Elisabeth Künßberg, Clara Kempff, Caroline Freifrau Hiller v. Gaertringen, geb. Gräfin von Giech, Johanna von Badewitz, geb. Freiin v. Rotenhan.
 
Wernstein diente fast drei Jahrzehnte als Tagungsort für landwirtschaftliche Veranstaltungen und Johanni-Tagungen. Tagungsteilnehmer war von Anfang an Harald Kabisch, der erste Berater, den der Baron 1946 für die Einführung in biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise hinzugezogen hatte. Man kann sagen in Wernstein wurde die „grüne Welle“ losgetreten.
 
Die ersten Tagungen begannen 1952. Bei den Johannitagungen des Forschungsringes für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise trafen sich die wichtigsten und leitenden Persönlichkeiten der gesamten biologisch-dynamischen Bewegung. Meistens waren es um die 30 Teilnehmer, manchmal mehr, manchmal weniger. Über die Jahre wurden in Wernstein Dutzende solcher Tagungen abgehalten.
 
Zu den besonderen Gästen in Wernstein gehörte der Diplomlandwirt Dr. Carl Alexander Mier. Er stammte aus Marburg, studierte Landwirtschaft in Göttingen, München und Berlin. Während des Studiums lernte er seine zukünftige Frau Gertrud Stalmannn kennen. Als wissenschaftlicher Berater arbeitete er für den Grafen Carl von Keyserlingk in Koberwitz nahe Breslau, wo auch Gertrud als Sekretärin beschäftigt war. Dr. Mier bereitete den berühmten landwirtschaftlichen Kursus Rudolf Steiners in Schloss Koberwitz im Jahr 1924 mit vor. Gastgeber war das Ehepaar Johanna Gräfin und Carl Graf Keyserlingk. Graf Keyserlingk hatte die Güterverwaltung für die schlesischen Ländereien im Familienunternehmen „Vom Rath, Schöller & Skene AG“ inne. Der Kursus Rudolf Steiners bei den Gastgebern Carl Graf und Johanna Gräfin Keyserlingk auf Schloss Koberwitz stellt den Beginn der „biologisch-dynamischen“ Landwirtschaft dar.
 
Wie Baron Karl Ludwig erwähnt, hielt Mitinitiator Ernst Stegemann aus Marienstein bei Göttingen die Eröffnungsrede. Stegemanns Fragen regten Steiner dazu an, die ersten biologisch-dynamischen Hinweise zu geben. Schon zuvor hatte Stegemann mit Rudolf Steiner Präparate hergestellt. Er erhielt von ihm die Samenkorn-Meditation, die viele Landwirte bis heute begleitet. Alexander Mier, der die Seminare 1924 in Koberwitz mit vorbereitet hatte, kannte Steiner also noch persönlich. Auch Franz Dreidax hatte Steiner noch persönlich erlebt als Kursteilnehmer in Koberwitz. Er wurde ein Pionier der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, besuchte gerne Wernstein und trug sich mit markanter Handschrift ins Gästebuch ein. Ungefähr ab Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich ab, dass das anthroposophische Ideal im Umgang mit Geld in Wernstein an seine Grenzen stieß. Die Idealvorstellung, ein neues Verhältnis zu Geld und Kapital zu erreichen, eine Art neues Eigentumsrecht zu schaffen, ließ sich im Wernsteiner Betrieb nicht verwirklichen. Baron Karl Ludwig von Künßberg erläutert die Gründe dafür im Michaeliheft 2020 aus seiner Sicht.
 

 
Artikel von Anita Eichholz
in der Vierteljahresbildschrift Schaudichum Nr. 27, Michaeli 2020,
7. Jahrgang
,
Interview mit Baron Karl Ludwig von Künßberg, Teil 3, S. 8-13;
 
Im Weihnachtsheft 2020 von Schaudichum geht es um das Forsthaus Wernstein als neuem Mittelpunkt für Baron Karl Ludwig. Um „Heilen und Helfen“, seine Bienenvölker und seinen Blick auf die Zukunft.
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Baron KL 21

Abb.: Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein mit 21 Jahren.


 

 
Baron KL 93

Abb.: Baron Karl Ludwig erwartet die verspätete Interviewerin am 8. August 2020.


Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein.
Ein Leben für die Anthroposophie - Teil 2.

 

In Teil 2 des Interviews mit Baron Karl Ludwig von Künßberg geht es um die Anfänge der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise in Wernstein und Danndorf. Mit 21 Jahren, also ab Sommer 1948, übernahm Baron Karl Ludwig die Führung des landwirtschaftlichen Betriebs. Wie im Osterheft von Schaudichum (Nr. 25, 2020) schon angedeutet, wagte Baron Karl Ludwig von Künßberg nur drei Jahre nach Kriegsende einen Schritt, der ihn im Agrarland Bayern zum Pionier werden ließ, aber auch zum Außenseiter. Was waren seine Motive, den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb Wernstein auf biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umzustellen? Baron Karl Ludwig traf noch eine wichtige Entscheidung. Am 20. April 1949 gab er sich mit Inge Kempff, der ältesten Tochter des Pianisten Wilhelm Kempff und dessen Frau Helene, geborene Hiller von Gaertringen, in der Thurnauer St. Laurentiuskirche das Jawort. Die historischen Fäden zwischen den Herrschaften Thurnau und Wernstein verknüpften sich erneut.
 
Artikel von Anita Eichholz
in der Vierteljahresbildschrift Schaudichum Nr. 26, Johanni 2020,
7. Jahrgang
,
Interview mit Baron Karl Ludwig von Künßberg, Teil 2, S. 8-13;
 

Baron KL 21

Abb.: Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein mit 21 Jahren.

Hochzeit Baron KL

Abb.: 20. April 1949: Die Blumenkinder Diana Kempff und Verena Hiller von Gaertringen (rechts) geleiten die frisch Vermählten, Karl Ludwig von Künßberg und Inge Kempff, aus der Thurnauer Kirche. Roland Kempff trägt die Schleppe, dahinter Mechthild Kempff und Wolf Heinrich von Künßberg.


Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein.
Ein Leben für die Anthroposophie.

 

Mit 21 Jahren, also ab Sommer 1948, übernahm Baron Karl Ludwig die Führung des landwirtschaftlichen Betriebs Wernstein. Nur drei Jahre nach Kriegsende wagte er einen Schritt, der ihn im Agrarland Bayern zum Pionier werden ließ, aber auch zum Außenseiter. Denn, auf der Suche nach einem gangbaren Weg, Lebensmittel ohne Chemie zu produzieren, stellte er allmählich auf biologisch-dynamische Wirtschaftsweise um, mit allen Konsequenzen.
Im Januar dieses Jahres besuchte Anita Eichholz den 92jährigen Senior der Familie Künßberg im Forsthaus Wernstein. Bereitwillig gab er Auskunft über seine behütete Kindheit, geprägt von den Waldgängen mit seinem Vater Baron Max und der gesellschaftlich gewandten Mutter Baronin Irmgard. Mit seinem jüngeren Bruder Wolf Heinrich besuchte er die Dorfschule Veitlahm, nach Privatunterricht im Schloss, wurden beide 1942 ins Internat auf den Birklehof geschickt. Hier versuchte Direktor Kuchenmüller Haltung zu bewahren zwischen Anpassung an das nationalsozialistische Regime und seinen pädagogischen Grundsätzen. Vom Birklehof aus erhielt Karl Ludwig eine militärische Ausbildung und kam noch im März 1945 zum Kampfeinsatz bei einer Luftlandedivision für Fallschirmspringer. Sein Vater, Baron Max, musste die Erlaubnis zum Einsatz schriftlich erteilen, schließlich war Karl Ludwig der „Hoferbe“. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft bei Ludwigslust in Mecklenburg, kehrte er auf abenteuerlichen Wegen im Juni 1945 nach Wernstein zurück, einen Tag vor seinem 18. Geburtstag. Das Schloss war voll belegt mit Flüchtlingen aber für ihn, der zerstörte Städte, Dörfer, kilometerlange Trecks und viel Elend gesehen hatte, schien es aufgeräumt zu sein. Seiner gerade 15 Jahre alt gewordenen Kusine Marianne von Lieres, die mit Eltern und Bruder aus Golkowitz/OS nach Wernstein getreckt war, gab er im August 1945 den guten Rat „nach vorne zu schauen“, einen Rat, den er selbst befolgte.
 
Artikel von Anita Eichholz
in der Vierteljahresbildschrift Schaudichum Nr. 25, Ostern 2020,
7. Jahrgang
,
Interview mit Baron Karl Ludwig von Künßberg, Teil 1 S. 10-15;

Baron KL 21

Abb.: Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein mit 21 Jahren.

Baron KL

Abb.: Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein am 27. Januar 2020 beim Abschied von Interviewerin Anita Eichholz.


 

"Herrliches Wetter" am Patersberg.
Interview mit Baron Karl Ludwig von Künßberg-Wernstein.

 

Im August und Oktober 2018 besuchte Anita Eichholz den Senior der Familie von Künßberg-Wernstein. Aktueller Anlass waren Hitze und Trockenheit, die auch vor dem auf Lehmgrund gebauten Forsthaus nicht Halt machten. Baron Karl Ludwig von Künßberg erläuterte vergangene und aktuelle Wetterphänomene rund um den Patersberg und sprach über seine Erfahrungen in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Freimütig beantwortete der 91jährige Baron die Frage nach seiner Einschätzung der zukünftigen Entwicklung.
 
Artikel von Anita Eichholz
in der Vierteljahresbildschrift Schaudichum Nr. 20, Weihnachten 2018, 5. Jahrgang,
"Interview mit Baron Künßberg" S. 22-25;

Preis der Bildschrift 3,50 €.


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Baron KL

Abb.: Baron Karl Ludwig von Künßberg im August 2018 mit einer am Forsthaus geernteten Traube.



Schaudichum 9/2016 Ostern
S.6-9,
„Zum 25. Todestag von Wilhelm Kempff
Artikel von Anita Eichholz
Kempff.Filmhinweis

Abb.: Wilhelm Kempff


Schaudichum 7/2015 Michaeli
S.18-22,
„Unsere Schule in Veitlahn
Artikel von Anita Eichholz
Anita Eichholz mit 8 Jahren

Abb.: Anita Eichholz mit 8 Jahren


Schaudichum 5/2015 Ostern
Hrsg. Roland Friedrich
Vierteljahresbildschrift, Mainleus
"Georg Friedrich Kolb, Philipp Freiherr v. Künsberg und Kaspar Hauser"
Artikel von Anita Eichholz

G.F.Kolb 1848

G.F.Kolb 1848

Philipp Frhr v. Künsberg

Philipp Frhr v. Künsberg

Kaspar Hauser 1848

Kaspar Hauser 1848

Schaudichum 4/2014 Weihnachten
Hrsg. Roland Friedrich
Vierteljahresbildschrift, Mainleus
"Fluchtburg Wernstein: Die Nachkriegszeit"
Artikel von Anita Eichholz

Anita in Wernstein

Anita in Wernstein,
1953

Schaudichum 2/2014 Johanni
Hrsg. Roland Friedrich
Vierteljahresbildschrift, Mainleus
"Kichweihfrieden in Veitlahm und Mainleus",
Artikel von Anita Eichholz
Unteres Schloss Wernstein, Aquarell von Pfarrer Thiermann

Unteres Schloss Wernstein,
Aquarell von Pfarrer Thiermann, um 1920

Artikel in Die Pfalz:


Der Pfälzer Politiker, Verleger und Publizist
Georg Friedrich Kolb (1808-1884)
und seine Tätigkeit im Bayerischen Landtag

Aufsatz von Anita Eichholz

in: Die Pfalz, Nr. 3, 3. Quartal 2015, S.6-7

Die Pfalz, Nr. 3, 3. Quartal 2015
„Radikaler Demokrat und Pazifist”


G.F.Kolb1848

Abb.: Lithografie von G.F. Kolb im Jahr 1848
Lesungen:
Irmgard von Künßberg, Lebensbilder aus Siethen und Wernstein,
Die Erinnerungen der Irmgard Freifrau von Künßberg, herausgegeben von Anita Eichholz
Schloss Gereuth am 21. März 2015
Schloß Gereuth

Eingang von Schloss Gereuth

Schloß Gereuth Lesung

Bei der Lesung

Irmgard von Künßberg, Lebensbilder aus Siethen und Wernstein,
Die Erinnerungen der Irmgard Freifrau von Künßberg, herausgegeben von Anita Eichholz
Schloss Schmeilsdorf am 21. Juni 2014
Schloß Schmeilsdorf

Schloss Schmeilsdorf

Irmgard von Künßberg, Lebensbilder aus Siethen und Wernstein,
Die Erinnerungen der Irmgard Freifrau von Künßberg, herausgegeben von Anita Eichholz
Schloss Siethen am 3. November 2013
Schloß Siethen-Jugendheim

Schloss Siethen-Jugendheim

Irmgard von Künßberg, Lebensbilder aus Siethen und Wernstein,
Die Erinnerungen der Irmgard Freifrau von Künßberg, herausgegeben von Anita Eichholz
Kulmbach am 14. September 2013
Lebensbilder aus Siethen und Wernstein,
Die Erinnerungen der Irmgard Freifrau von Künßberg
Schloss Siethen am 27. Juni 2010
 
Bücher:
Irmgard von Künßberg, Lebensbilder aus Siethen und Wernstein
herausgegeben von Anita Eichholz,
  • Epubli-Verlag Berlin August/September 2013, ISBN: 978-3-8442-6499-9 (vergriffen)
  • Neue erweiterte Auflage mit Stammtafeln:
    Epubli-Verlag Berlin November 2013, ISBN: 978-3-8442-7442-4 (vergriffen)
  • Erweiterte Auflage mit Stammtafeln und neuen Details zu den französischen Vorfahren mit Abdruck eines Gemäldes "La famille du Comte André François Miot de Melito":
    Epubli-Verlag Berlin Februar 2014, ISBN: 978-3-8442-8441-6
  • Erweiterte Auflage:
    Epubli-Verlag Berlin Juli 2014, ISBN: 978-3-8442-8441-6
  • Aktuelle Auflage:
    Epubli-Verlag Berlin November 2014, ISBN: 978-3-8442-8441-6
Buchcover Irmgard von Künßberg

Irmgard von Künßberg
Lebensbilder aus Siethen und Wernstein
herausgegeben von Anita Eichholz. 2013

Der Vietnamkrieg im SPIEGEL,
Verlag Volker Spiess, Berlin 1979 (Veröffentlichung der Dissertation)
Kunstführer:
Die Vinzentinerinnen im Josephinum München,
Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg 2010
Kunstführer Die Vinzentinerinnen)
Beiträge in:

Eine Krone für Bayern / 200 Jahre Königreich,
Hrsg. Karin Dütsch/Achim Sing(Bayer.Staatszeitung), München 2006
"Zum Kniefall gezwungen – Wie die fränkischen Ritter von Rotenhan sich als Neubayern arrangieren lernten", S.27-29
"Mit dem griechischen Mohren hoch über der Regnitz / Nach seiner Rückkehr wurde Otto I. nach Bamberg ins Exil geschickt", S.73-75     


Amalie (1818-1875) Herzogin von Oldenburg / Königin von Griechenland,
Hrsg. Kunst- und Kulturkreis Rastede e.V., Rastede 2004,
"Königin Amalies Exil- und Witwenjahre in Bamberg (1863-1875)", S.161-176


Von Athen nach Bamberg, König Otto von Griechenland,
Begleitheft zur Ausstellung in der Neuen Residenz Bamberg, Bayerische Schlösserverwaltung 2002,
"Der Griechische Hofstaat zu Bamberg", S.149-184


Dreihundert Jahre deutsche Einwanderer in Nordamerika,
Hrsg. Thomas Piltz, Verlag Heinz Moos, München 1983


Zweihundert Jahre deutsch-amerikanische Beziehungen,
Hrsg. Th. Piltz, Verlag Heinz Moos, München 1983
 
Literaturübersetzungen aus dem Englischen
Jut Meininger, Transactional Analysis,
Verlag Moderne Industrie, München 1974
Anica Vesel Mander/ Anne Kent Rush, Frauentherapie,
Verlag Frauenoffensive, München 1976
Anne Kent Rush, Mond, Mond,
Verlag Frauenoffensive, München 1978
Virginia Woolf, Drei Guineen,
Verlag Frauenoffensive, 1. Auflage, München 1978 und 1.geb.Auflage 1987
Brian Branston, Götter und Helden der Wikinger,
Hamburg Tessloff-Verlag, 1979
Hartmut Keil (Hrsg.), Sind oder waren Sie Mitglied?
Verhörprotokolle über unamerikanische Aktivitäten, 1947-1956, Rowohlt-Verlag, Reinbek 1979
Angela Kilmartin, Blasenentzündung - Anleitungen zur Selbsthilfe,
Ehrenwirth-Verlag München 1984, Econ 1988, Ehrenwirth 4. Auflage 1994
Zelda Fitzgerald, Schenk mir den Walzer,
Verlag Rogner und Bernhard (bei 2OO1), München 1984
Jan Karon, Von Mitford ins Paradies,
Ehrenwirth-Verlag, München, 1998
John Morley, Möbel Europas - Von der Antike bis zur Moderne,
Battenberg-Verlag, München, 2001
Judith Miller, Möbel – Die große Enzyklopädie,
Verlag Dorling Kindersley, Starnberg 2006, Kap.Frühes 18.Jh.bis Mitte 19.Jh., S.70-317